Indianische 9-Kräuter ESSENZ

Was hätten Indianer uns heute wohl zu sagen?

Dr. Gabriele Feyerer

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worm's-eye view photography of concrete building
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Als Kolumbus 1492 Amerika erreichte, glaubte er in Indien zu sein, also taufte er die „Eingeborenen“, die ihn empfingen (mit Jubel, wie er dachte), Indianer. Sie selbst mögen den Ausdruck nicht und man nennt sie korrekt „First Nations“ in Kanada oder „American Natives“ in den USA. Was wir über sie zu wissen glauben, speist sich vorwiegend aus „Indianerfilmen“, wo sie stets die Bösen und die smarten Cowboys immer die Guten waren (kommt uns das bekannt vor?). Winnetou, der französische Paradehäuptling Pierre Brice mit seinem hübschen Stirnband (das nur erfunden wurde, damit die Perücken der Schauspieler nicht verrutschten, Indianer kannten so etwas nicht), wirft noch immer lange Schatten, doch die Realität dieser Menschen sieht anders aus. Sie ist in vielen Reservaten nach wie vor geprägt von Gewalt, Alkoholismus, Arbeitslosigkeit und hohen Selbstmordraten. Natürlich geht ihnen schon deshalb das Klischee des halbnackten, Pferde stehlenden Indianers ebenso auf die Nerven wie die Figur des „edlen Wilden“, die gerne von Esoterikern bemüht wird. Indianer kämpfen heute wie alle indigenen Völker vor allem um den Erhalt ihrer Traditionen und ihrer Identität.

Was indigene Völker uns allerdings in ethischer und moralischer Hinsicht von Beginn an zu sagen hatten, ist in diesen Zeiten hörenswerter denn je:

Schon Anfang des 20. Jahrhunderts setzte sich der bekannte Schriftsteller und Maler, Ernest Thompson Seton (gest. 1946) für den Schutz der Umwelt ein und kämpfte ein Leben lang für die Rechte der Indianer, deren Dezimierung durch die weißen Siedler er miterlebte. In seinem Buch „Das Manifest des roten Mannes“ (engl. „The gospel of the redmen“), erstmals 1935 erschienen, erzählt davon, wie die Indianer Kanadas lebten und dachten und welche Vision sie von einer lebenswerten Welt hatten. Eine „Botschaft“ daraus lautete schon damals:

„Die Zivilisation des weißen Mannes ist ein Misserfolg, sie zerfällt zusehends um uns herum. Sie hat in jeder wichtigen Prüfung versagt. Niemand, der Dinge an ihren Auswirkungen misst, kann diese grundsätzliche Behauptung in Frage stellen. Anscheinend ist der Geldwahn die Hauptsache.“

Immer schon hielten sich die Weißen für „Global Leaders“. Heute braucht man für den Rest nur einen Blick nach Kanada zu werfen: Premierminister Justin Trudeau, der unlängst Eltern unter den Demonstranten drohte, ihnen „die Kinder wegzunehmen“, hat sich vor nicht allzu langer Zeit bei den First Nations mit Krokodilstränen in den Augen dafür entschuldigt, dass man einst brutal ihre Kinder entführte, um sie in Internate zu stecken und kleine „Weiße“ aus ihnen zu machen. Dort wurden sie häufig sexuell missbraucht , gefoltert und getötet. Ihre Sprache und ihre Traditionen wurden verboten und lächerlich gemacht, sie mussten die hässlichsten Kleider tragen und ihre Haare kurz schneiden. Kehrten sie als Erwachsene zu ihren Eltern zurück, verstanden sie diese nicht mehr und waren unfähig zu einem normalen Leben in der Gemeinschaft. Bis heute ist in Kanada die Rate der Mordfälle und Vergewaltigungen bei indigenen Frauen am höchsten. Dieser Staatschef täte also gut daran, sich um ganz andere Probleme in seinem Land zu kümmern, denn trotz aller Versprechen bessert sich nichts.

Die „rote“ Sicht der Dinge

Ein „echter“ Indianer äußerte sich später in Anspielung auf Kolumbus so:

„Er wusste nicht, wo er hinfuhr und nicht, wo er gewesen war. Und er tat alles mit anderer Leute Geld. Die restlichen Weißen sind seither seinem Beispiel gefolgt.“

Und eine alte Weisheit der Hopi könnte sich vielleicht bald schon bewahrheiten:

„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fisch gefangen ist, das letzte Tier getötet, das letzte Gewässer und die Luft vergiftet sind, werden die Menschen erkennen, dass man Geld und Gold nicht essen kann.“

Um nun den Bezug zwischen der Weltlage, vor allem jener der „Wissenschaft“ und den Indianern herzustellen: Sie wissen natürlich, dass auch die westliche Medizin sich auf einem Holzweg befindet – und das nicht erst seit gestern. Schon lange rücken Pharmakonzerne Naturvölkern rund um den Erdball auf den Pelz und schicken ihre Spione aus, um nach Pflanzenwissen zu fahnden, das man patentieren und geschickt für sich nutzen könnte (natürlich ohne die Rezeptgeber je am Gewinn zu beteiligen). Was tagtäglich mit den Urwäldern dieses Planeten passiert, wissen wir zur Genüge: In jeder Minute wird hier ein Potenzial an Heilwissen vernichtet, von dessen Existenz wir noch nicht einmal wussten. Viele indigene Medizinkundige sind aber klug genug, ihr Wissen nicht dem Nächstbesten zu überlassen, weil wir in der Regel damit sowieso nichts anfangen können, solange es üblich ist, alles lächerlich zu machen, was man nicht unmittelbar sehen und „wissenschaftlich nachweisen“ kann.

Dazu bemerkte Hopi-Medizinmann „The Raven“ sehr treffend:

„Es gehört schon eine gute Portion Engstirnigkeit und Ignoranz dazu, nur noch das zu akzeptieren, was man durchs Mikroskop sieht und analysieren kann. Solche Ambitionen sind geradezu blödsinnig – aber sie sind eben wissenschaftlich.“

Die ganze Sache mit der „Ethnomedizin“ erwies sich bisher leider nie als lukrativ genug, also baut der Westen jetzt ausschließlich auf die Genschiene. Dafür muss man der ganzen Welt wirksam vorgaukeln, dass es ohne sie nicht mehr geht. Und was wäre dafür geeigneter, als regelmäßige Pandemien, die man notfalls selber generiert? Dagegen wussten die Indianer bereits zu Kolumbus‘ Zeiten darüber Bescheid, wie man Skorbut heilt. Sie halfen kranken Seefahrern etwa mit einem Aufguss aus Vitamin C-haltigen Nadeln der amerikanischen Hemlocktanne. Später wiesen Indianerheiler die Forscher darauf hin, dass künstliches Vitamin C, also Ascorbinsäure, nie so umfassende Wirkungen entfalten könne, wie die natürliche Substanz. Natürlich interessierte es niemanden, was „die Wilden“ zu sagen hatten. Sie kannten jedoch intuitiv das heute erwiesene Prinzip der Synergie, wonach sämtliche Bestandteile einer Pflanze bzw. von mehreren Pflanzen zusammen meist viel breiter und nachhaltiger wirken, als künstliche Extrakte oder „naturidente“ Kopien einer Substanz.

Das respektvolle „Zwiegespräch“ zwischen Mensch und Natur, wie die Indianer es bis heute pflegen, gibt es nicht mehr. Stattdessen verwalten und vergewaltigen wir das, was uns nährt und überleben lässt. An die Stelle lernender Anschauung ist Ausbeutung getreten. Die neue „Wissenschaft“ betrachtet die Natur als Feind und die Geschichte der „modernen“ Medizin ist gekennzeichnet von Machtgier und Tyrannei. Die Wissenschaft wird zum bloßen Instrument, deren Objekt – die Natur – nur noch als lästiger Gegenstand zu „bearbeiten“ und vorgeblich zu verbessern ist. Der Mensch steht der Natur jetzt als neuer „Prothesengott“, als homo faber oder homo creator gegenüber, der es geschafft hat, die Erde so verwüstet und unwirtlich zu machen, wie nur möglich. Es gibt heute mehr Waffen und Sprengstoff als Brot – nukleare Katastrophen stehen ständig im Raum. Angst macht sich breit, weil der Prothesengott selbst bemerkt, dass er weniger einem Gott, sondern eher Goethes Zauberlehrling gleicht, der die Geister, die er rief, nicht mehr los wird. Schuld weist er indes weit von sich. Nach einem ähnlichen Schema agiert die Medizin mit ihren „Göttern in Weiß“, die zunehmend zu reinen Handlangern der neuen „Wissenschaft“ geworden sind.

Die Lebensweise der Indianer überdauerte Jahrtausende, schon wegen ihrer umsichtigen Geburtenbeschränkung, aber sie musste mit brutaler Gewalt dem „Fortschritt“ weichen. Dem Wegwerfkapitalismus des berühmten „American way of life“ bleibt dagegen wohl nur mehr kurze Zeit bis zum absoluten Endpunkt – und wieder ist die Antwort Krieg, um eigenes Versagen zu kaschieren. Wann wird es endgültig heißen: Game over? Und wer wird dann am meisten leiden, wenn nicht wir und die geschundene Natur?

Kleines Fazit: Ließe man jetzt den Ältestenrat diverser indigener Völker zusammentreten, würden deren Antworten auf das Weltgeschehen uns kaum gefallen. „Kriegerisch“ waren die Indianer natürlich auch…aus anderen Gründen. Aber nicht zufällig sitzen bei uns so viele „Älteste“ in Heimen, werden „durchgeimpft“ und haben ansonsten nichts mehr zu melden.

Dem allgegenwärtigen Thema Angst und Covid-Panik könnte man diese Weisheit der Lakota-Indianer entgegenhalten:

„Du sollst dich nicht vor dem Sterben fürchten, sondern vor dem, was auf dem Weg dahin in dir stirbt!“

Diesen Artikel (und weitere von mir) finden Sie in einer Langfassung hier:

https://tkp.at/2022/03/06/was-die-indianer-uns-zu-sagen-haetten/

Er enthält Auszüge aus meinem Buch:

9 Kräuter-Essenz. Pflanzenkraft aus dem Schatz indianischer Heilkunst.

Roermond 2016

sowie Zitate aus:

Ernest Thompson Seton: Das Manifest des roten Mannes. Zürich 1999

Werden und bleiben Sie gesund – und standhaft!

© Gabriele Feyerer